Kurz vor Transferschluss schaltet sich beim FC Bayern Uli Hoeneß ein. Max Eberl muss nun seinen Kurs ändern, was ihn sichtlich stört. Wenn der FC Bayern am Freitagabend zum Bundesliga-Auftakt auf Rasenballsport Leipzig trifft, hat Trainer Vincent Kompany 14 gestandene Feldspieler zur Verfügung. Dazu kommen Talente wie Lennart Karl, Wisdom Mike, Cassiano Kiala und Jonah Kusi-Asare, die den Kader auffüllen. Angesichts der Ausfälle von Jamal Musiala , Alphonso Davies , Hiroki Itō und Tom Bischof gleicht das Aufgebot einem Rumpfkader. Konkurrenz für den Rekordmeister? "Dann kann er dem FC Bayern wehtun" Operation nötig : Bayern-Neuzugang fällt vorerst aus Vor allem in der Angriffsreihe stellt sich Kompanys Team gegen Leipzig fast von allein auf (ab 20:30 Uhr im Liveticker bei t-online). Sportvorstand Max Eberl machte daraus am Donnerstag auf der Pressekonferenz keinen Hehl: "In der Offensive sind wir relativ dünn und das kann jeder sehen." Wenn es nach Eberl gehen würde, hätte Bayern eine breitere Offensive. Kingsley Coman verkaufte er in erster Linie, weil er die Vorgabe hatte, Geld zu sparen. Den Franzosen abzugeben, sei "nicht unbedingt der Plan" gewesen, sagte der 51-Jährige. Und auch den Abgang von Paul Wanner hatte Eberl eigentlich nicht auf dem Zettel. Doch der talentierte Offensivmann wollte offenbar den Klub verlassen, um mehr Spielpraxis zu bekommen. Wanner hatte bereits für die Klub-WM abgesagt, um bei der U21-EM zu spielen. Nun steht er vor einem Wechsel zur PSV Eindhoven . Wirtz, Woltemade und "in CC" Neben Coman und Wanner haben auch Leroy Sané , Mathys Tel, Thomas Müller und Bryan Zaragoza die Bayern-Offensive verlassen. Als Ersatz für die insgesamt sechs Abgänge kam lediglich ein Neuzugang: Luis Díaz. Eberl hätte den Bayern-Fans gerne einen Florian Wirtz präsentiert, doch der entschied sich aufgrund von starker Überzeugungsarbeit seitens Trainer Arne Slot für den FC Liverpool . Als Alternative hätte Eberl gerne Nick Woltemade unter Vertrag genommen, doch Bayern und Stuttgart wurden sich nicht einig. Dass Bayern zwei Wunschspieler nicht holen konnte, ließ auch Eberl selbst in keinem guten Licht stehen. Zudem rückte der Sportvorstand in der Kommunikation zwischen den Klubs meist nur in das zweite Glied. Mails, die der "Sport Bild" vorliegen, zeigten, dass Eberl lediglich "in CC" gesetzt wurde, also eine Art stiller Mitleser des Nachrichtenverkehrs zwischen den Stuttgarter Bossen und Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen war. Neben diesen Rückschlägen auf dem Transfermarkt und den öffentlich gewordenen Mails half es Eberl auch nicht, dass sich Uli Hoeneß am Mittwoch zu Wort meldete. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte der Ehrenpräsident des Vereins, der zugleich auch noch im Aufsichtsrat der Bayern sitzt: "Ich würde sehr dafür plädieren, den Kader noch aufzufüllen mit einem Leihspieler, der bis zum 30. Juni 2026 unter Vertrag genommen wird." Und das keine zwei Wochen vor dem Ende der Transferperiode, mitten in den Verhandlungen um Christopher Nkunku (FC Chelsea) für einen festen Transfer. Trotz der vielen Einsparungen der teuren Gehälter von Thomas Müller, Leroy Sané oder Kingsley Coman darf Eberl keine Spieler kaufen. Denn wenn Uli Hoeneß für etwas plädiert, dann ist es beim FC Bayern weniger ein Vorschlag, sondern mehr eine Vorgabe. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge sollen Eberl sowie Sportdirektor Christoph Freund darauf verwundert reagiert haben. Schließlich hätten sie die Vorgaben erfüllt, Gehalt eingespart und den Kader verkleinert. Dass nun nur noch geliehen werden soll, ist eine ungeplante Kurswende. "Das ist ehrlicherweise keine einfache Aufgabe" Eberl versuchte am Donnerstag, die Fragen der Journalisten auf der Pressekonferenz zu dieser Thematik professionell zu beantworten. Doch er konnte es nicht wirklich verstecken, dass ihm die Arbeit mächtig erschwert wurde. "Jetzt ist es die Aufgabe, eine Leihe zu machen. Die wir zu akzeptieren haben", sagte der 51-Jährige. "Wir müssen jetzt kreativ werden. Das ist ehrlicherweise keine einfache Aufgabe auf dem Markt." Denn laut dem TV-Sender Sky hat Chelsea kein Interesse daran, Christopher Nkunku zu verleihen. Und wenn, dann nur mit Kaufpflicht. Auch Olympique Lyon soll Malick Fofana, auf den der FC Bayern Berichten zufolge ein Auge geworfen hat, laut der Zeitung "Le Progrès" nur für einen festen Transfer abgeben. Eberl ist sich dessen bewusst und weiß, was in den Tagen bis zum "Deadline Day" am 1. September auf ihn zukommt. Seine Gedanken aber wollte er für sich behalten. "Über meine Gefühle möchte ich nicht sprechen. Wir haben eine Aufgabe, die möchte ich lösen", kommentierte er die Frage eines Journalisten. Ein bisschen Galgenhumor zeigte der etwas genervte Eberl dann auch noch, als der Name Nick Woltemade wieder fiel: "Der Stand ist, glaube ich, dass es vom Tisch ist. Keine Ahnung, was bis zum 1. September passiert. Vielleicht leiht Stuttgart ihn noch mal an uns. Wir können ja leihen."