Im Kampf gegen Krebs und Mangelernährung: Land zeichnet Heidelberger Forscher Trumpp und Gabrysch aus
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Von Sören S. Sgries
Stuttgart/Heidelberg. Große Anerkennung für Heidelberger Forscher: Gleich zwei Wissenschaftler aus der Uni-Stadt werden an diesem Montag in Stuttgart geehrt.
Zum einen geht der "Landesforschungspreis für Angewandte Forschung" an Andreas Trumpp, Leiter der Abteilung "Stammzellen und Krebs" im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Mit dem gleichwertigen "Landesforschungspreis für Grundlagenforschung" wird Bernhard Schölkopf vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen und Stuttgart geehrt. "Spannende Köpfe wie sie entfalten eine enorme Anziehungskraft", lobt Landes-Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die Ausgezeichneten. "Das hilft uns in unseren Bemühungen, die notwendige kritische Masse an wissenschaftlicher Exzellenz aufzubauen, um auch künftig an der Weltspitze zu bleiben."
30.000 Euro gehen an die Heidelberger Ärztin und Epidemiologin Sabine Gabrysch. Sie wird mit dem "Preis für mutige Wissenschaft" ausgezeichnet.
Die Heidelberger Preisträger
> Andreas Trumpps Forschung brachte einige maßgebliche Erkenntnisse für die Krebsbekämpfung - insbesondere was "Resistenzen" gegen bestimmte Behandlungen angeht. So entdeckte der 54-Jährige , dass sich Blut-Stammzellen durch eine Art "Schlafzustand" vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Nur bei Bedarf, etwa im Falle von Blutverlust, aktivieren sich diese Zellen und produzieren durch Zellteilung Nachschub an roten und weißen Blutkörperchen. Das Problem: Dadurch entzogen sie sich auch bestimmten Krebstherapien, die nur "teilungsaktive" Zellen angreifen. Die Idee der Wissenschaftler um Trumpp: Durch eine Vorbehandlung könnten die Stammzellen "geweckt" werden, sodass sie dann beispielsweise für Chemotherapien empfänglich sind. In anderen Studien stieß Trumpp darauf, dass bestimmte Enzyme Krebsmedikamente unwirksam machen können.
Trumpp wurde 1964 in Heilbronn geboren. Er studierte in Freiburg Biologie und promovierte anschließend im EMBL ("European Molecular Biology Laboratory") in Heidelberg. Nach Auslandsaufenthalten in San Francisco und Lausanne wurde er 2008 Leiter der Abteilung "Stammzellen und Krebs" am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Außerdem gründete er das "Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin" (Hi-STEM), eine Partnerschaft von DKFZ und Dietmar-Hopp-Stiftung.
> Sabine Gabrysch forscht derzeit in Bangladesch über den "stillen Hunger": Die Menschen werden zwar satt, aber sind mangelernährt, weil sie sich nur von Reis ernähren und wichtige Nährstoffe fehlen. Sie habe Medizin studiert nicht um "Symptome zu bekämpfen, sondern an die Wurzel der Probleme zu gehen", sagt die 42-Jährige. Im Rahmen des Forschungsprojekts FAARM ("Food and Agricultural Approaches to Reducing Malnutrition") sucht Gabrysch nachhaltige Maßnahmen zur Bekämpfung von Mangelernährung. In einer aufwendigen Erhebung werden in 96 Dörfern rund 2700 junge Frauen und Kleinkinder begleitet. Der Erfolg von verschiedenen Maßnahmen - Hausgärten, Hühnerzucht, Schulungen zu Hygiene oder Kinderpflege - soll dabei bewertet werden.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer lobte, dass Gabrysch sich auch von Warnungen, dass dieser Weg eventuell ihrer wissenschaftlichen Karriere schaden könnte, nicht hat abschrecken lassen. "Das ist die Einstellung, die uns spannende und aktuell nicht vorstellbare Forschungsfelder eröffnet," so Bauer.
Gabrysch wurde 1976 in Stuttgart geboren. Sie studierte in Tübingen Medizin und promovierte am Institut für Physiologie. Von 2003-2005 arbeitete sie als Assistenzärztin in Schweden und machte anschließend an der "London School of Hygiene & Tropical Medizine" Abschlüsse in Epidemiologie. Seit 2009 arbeitet sie am "Institut of Global Health" der Uni Heidelberg. Dort habilitierte sie über "Erreichbarkeit und Qualität von Geburtshilfe in Entwicklungsländern". Seit 2014 leitet sie die Sektion "Epidemiologie und Biostatistik".