Schwetzingen/Oftersheim: Seelsorgeeinheit muss Josefshaus aufgeben
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Von Stefan Kern
Schwetzingen/Oftersheim. Es ist ein Dilemma, für das es keine einfache Lösung gibt. Die Seelsorgeeinheit Schwetzingen mit den Gemeinden Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen besitzt fünf Kirchen, sieben Kindergärten und zehn weitere Gebäude. "Jedes dieser Gebäude hat seine Funktion und wird auch gebraucht", betont Pfarrer Friedbert Böser. Gleichzeitig schrumpfe aber auch die Zahl der Kirchenmitglieder von Jahr zu Jahr - und damit auch die finanziellen Mittel der Gemeinde. Das Josefshaus in Oftersheim sei jedenfalls nicht mehr zu halten.
Die gesamte Situation setzt die Seelsorgeeinheit unter Druck. Denn auch bei der Kirche gilt, dass den finanziellen Ausgaben Erträge gegenüber stehen müssen. Und genau das sei zunehmend nicht mehr der Fall, erzählt der Pfarrer. Wenn die Einnahmen zurückgehen, müsse man über die Aufwendungen nachdenken, so die Erzdiözese Freiburg. Böser geht die Sache ganz grundlegend an. "Die eigentliche Aufgabe der Kirche ist die Verkündung des Evangeliums", sagt er. Und dafür brauche es in erster Linie Menschen. An dieser Stelle den Rotstift anzusetzen, hält der Pfarrer für kontraproduktiv.
Bleibt also nur der Gebäudebestand. Dabei fordert niemand einen Kahlschlag von der Seelsorgeeinheit Schwetzingen. Dass aus Freiburg restriktive Ansagen kämen, weist Böser zurück. Das einzige, was die Erzdiözese gefordert habe, sei eine genaue Analyse des Gebäudebestands und der damit einhergehenden Kosten. Die Erzdiözese reagiere ja auch nur auf gesellschaftliche Entwicklungen, sagt Böser.
Deutschlandweit kehren jedes Jahr rund 200.000 Menschen der Katholischen Kirche den Rücken. In der Seelsorgeeinheit Schwetzingen sind es an die 200 Menschen. Ein Aderlass, den die Seelsorgeeinheit mächtig zu spüren bekommt, so der Geistliche. "Die finanziellen Mittel werden laufend weniger und die Aufwendungen sogar eher mehr." Die Gebäude müsse man nicht nur unterhalten, sondern auch regelmäßig in Stand setzen. Und genau das sei in Zukunft wirtschaftlich so nicht mehr darstellbar, betont Böser. "Das ist nicht schön, gehört aber auch zu unseren Aufgaben", ergänzt der Pfarrer.
"Klar, was man hat, das glaubt man auch zu brauchen." Angesichts des stetigen Wandels sei diese Position jedoch nicht besonders zukunftsträchtig. Und so werden die zehn Häuser der Seelsorgeeinheit genau unter die Lupe genommen. Derzeit prüft die Kirche, ob sie sich die Gebäude auch in den kommenden 30 Jahren noch leisten kann. Die Kirchen und Kindergärten der Seelsorge sind davon aber bislang ausgenommen.
Über das Josefshaus in Oftersheim wurde bereits "ein Urteil gesprochen". Der Sanierungsbedarf sei so hoch, dass das Haus keine Zukunft mehr habe, sagt Böser. Das Gebäude werde man abreißen und das Grundstück verkaufen müssen. Wie genau es nun weiter geht, ist noch offen.
Für Pfarrer Böser jedenfalls ist eine Kirche ohne Räume der Begegnung nicht vorstellbar. Sein Vorschlag: Ein kleinerer Neubau, der auch in den Betriebskosten billiger wäre. "Wir müssen jetzt vernünftig wirtschaften, um zu vermeiden, dass uns in ein paar Jahren der ganze Laden um die Ohren fliegt", wählt der Pfarrer drastische Worte.
Für den Gebäudebestand - Kirchen und Kindergärten ausgenommen - bedeutet das im Grunde, dass man die Fläche halbieren muss. "Mehr können wir uns in Zukunft wohl nicht leisten", befürchtet Friedbert Böser. Wenn man diesen Prozess jetzt nicht in Gang setze, werde die Entwicklung die Kirche später unkontrolliert überrollen. "Es kann nicht alles bleiben, wie es war", sagt Böser nachdrücklich.