Rhein-Neckar Löwen: Von der Schulbank auf die Trainerbank - und bald zurück?
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Von Tillmann Bauer
Mannheim. Es sind turbulente Tage für Michel Abt. Ganz alleine musste der 29-Jährige die Heimreise aus dem spanischen Cuenca am Sonntagmittag antreten. Als er im Flieger nach Hause saß, hatte er zwar einen Sieg im Gepäck mit dabei, wie die Zukunft aussehen wird, wusste er aber selbst nicht. Der Interimstrainer der Handballer der Rhein-Neckar Löwen landete am späten Nachmittag, seine Mannschaft und das Betreuerteam hatten erst wieder abends deutschen Boden unter den Füßen. Es war ein logistisches Problem.
Denn weil der Gymnasiallehrer, der eigentlich das Drittliga-Team der Junglöwen trainiert, nicht für die Reise in den Süden eingeplant war, musste etwas improvisiert werden. Ex-Coach Kristjan Andresson wurde gefeuert, Michel Abt sprang kurzfristig als Übergangslösung ein. Wie lange er jetzt das Sagen hat, weiß er selbst nicht: "Es war klar, dass der Verein mit der sportlichen Situation nicht zufrieden ist. Das ist nicht der Anspruch der Rhein-Neckar Löwen. Wenn ich helfen soll, bin ich natürlich immer da, keine Frage."
Also ging es für Abt von der Schulbank ins Rampenlicht. Und das bedeutet viel Arbeit. Am gestrigen Montag hat er sich wieder, so wie es vor der Saison besprochen wurde, um die Videoanalyse gekümmert, A-Jugendtrainer Daniel Haase hat dafür das Training in Kronau geleitet. "Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich nicht, ob ich am Mittwoch auf der Bank sitzen werde. Ich gehe davon aus, dass ich am Dienstag das Abschlusstraining und die Videositzung leiten werde, aber wir wissen ja alle, dass es auch späte Anrufe geben kann", sagt er.
Schließlich erfuhr Abt erst am vergangenen Freitagabend von Oliver Roggisch, dem Sportlichen Leiter, dass er als Interimstrainer benötigt wird. Bis Mittwochabend bleibt es also wirklich spannend: Dann trifft man um 19.30 Uhr in der Mannheimer GBG Halle im direkten Rückspiel im EHF-Cup auf Liberbank Cuenca. Die Spanier konnte Abt bei seinem Einstand am Sonntag noch mit 33:28 besiegen. In der Gruppe steht man nun mit 6:0 Punkten an der Spitze und könnte, sollte man nochmal gewinnen, den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale so gut wie fix machen.
Wer dabei auf der Bank sitzt, ist noch unklar. "Ich werde am Dienstag in die Halle gehen und auch das Abschlusstraining machen", so Abt: "Es wäre natürlich schlüssig, dass wenn ein neuer Trainer kommt, er auch schnell da ist. Ich weiß aber wirklich nicht, ob am Dienstag einer dasteht."
Die Arbeit mit dem Team hat ihm – trotz kriselnder Situation – Spaß gemacht: "Der Verein denkt von Tag zu Tag – was am Mittwoch oder Donnerstag ist, weiß ich alles nicht." Abt selbst geht aber nicht davon aus, dass er als Lösung bis Saisonende gedacht ist: "Dann hätte man mit mir sprechen müssen. Ich denke also, dass ein Trainer kommt."
Zu den vielen Namen, die in der Handballszene aktuell gehandelt werden, wollte er sich aber verständlicherweise nicht äußern. Nach RNZ-Informationen scheint aber Martin Schwalb, der ehemalige Erfolgstrainer des HSV Hamburg und aktuelle Experte des TV-Senders Sky eine durchaus realistische Option auch über die Saison hinaus zu sein. Zudem zählt Ex-Löwentrainer Gudmundur Gudmundsson, der aktuell die isländische Nationalmannschaft trainiert und als Vereinstrainer verfügbar wäre, weiterhin zum Favoritenkreis.
Fest steht, dass Michel Abt am Mittwoch in der GBG Halle am Herzogenried sein wird. Ob als Trainer oder Zuschauer, weiß aktuell noch keiner – nicht einmal er selbst.