Seit vier Jahrzehnten versammelt "Das Traumschiff" Fans vor den Fernsehern. Der Schluss jeder Folge: ein Finale, das inzwischen Kultstatus hat. Doch was, wenn genau dieses glanzvolle Ende ein Trugbild ist und Sie hinters funkelnde Feuerwerkslicht geführt wurden? Eine Kolumne von Janna Halbroth Vielleicht haben Sie schon einmal "Das Traumschiff" gesehen. Falls ja, werden Sie unweigerlich am Ende in den Genuss eines triumphalen Finales gekommen sein. Die Rede ist vom immer gleichen Schlussmoment, dem großen Auftritt beim Captain's Dinner. Das spektakuläre "Traumschiff"-Finale hat Deutschland geprägt. Tausende Menschen sind schließlich nicht ohne Grund Konditormeisterinnen, Pyrotechniker oder Ultras im Fußballstadion geworden. Nein, sie haben sich vom Ende der ZDF-Reihe inspirieren, vom spektakulären Feuerwerks-Dessert jeden Endes mitreißen lassen. 90 Minuten Palaver wurden jahrelang klaglos hingenommen, um am Ende das fulminante Spektakel zu erwarten. So viel Ausdauer macht etwas mit einem. Doch jetzt wird klar: All das basiert auf Lug und Trug. Alles nur Schall und Rauch. Verwirrung um Collien Fernandes: ZDF äußert sich zu Fehler beim "Traumschiff" Denn aufmerksamen "Traumschiff"-Zuschauern wird nicht entgangen sein: Wir werden am Ende jedes Films gehörig hinters Fontänenlicht geführt. Während wir Folge für Folge dem Captain's Dinner entgegenfiebern, uns fragen, wie grandios es wohl dieses Mal ausfallen wird, welche Farbe das Kleid der ersten Kellnerin hat oder welche Torte serviert wird – wurden wir jahrelang veräppelt. Statt süßer Überraschung bei der Dessert-Vernaschung gab es herbe Enttäuschung, und das nicht mal auf dem Silbertablett, sondern auf der gleichen ollen Platte wie schon in den Filmen davor. Ja, richtig gelesen. "Das Traumschiff" hat die große Torte nur ein einziges Mal angerichtet. Auf Nachfrage von t-online heißt es von den Verantwortlichen: "Die Tortenszene wird in unregelmäßigen Abständen neu gedreht, um sie auf der Höhe der Zeit zu halten, wie gerade in diesem Jahr geschehen. Aus wirtschaftlichen Gründen wird sie in veränderter Schnittfolge und aus unterschiedlichen Perspektiven für mehrere Filme benutzt." Aha! Auch beim ZDF ist Sparkurs angesagt, verständlich. Aber doch bitte nicht beim "Traumschiff" und nicht beim Captain's Dinner. Getreu dem Discounter-Motto "Einmal hin, alles drin", hat man die glamouröse Dessertprozession über Jahre durchgereicht und zeigt sie uns also nur in unterschiedlichen Variationen. In den drei letzten Filmen im Jahr 2025 hat man aber nicht einmal mehr da getrickst. Die Frau, die in ihrem roten Kleid das mit Fontänen bestückte Tortenteil zu Kapitän Parger und Co. bringt, ist exakt dieselbe, die in vielen anderen Folgen zur exakt selben Zeit die exakt selben Schritte geht. Nichts ist mehr heilig. Die Welt gerät aus den Fugen und das "Traumschiff" schwankt mit. Schieflage! Noch ein Grad mehr und wir landen wirklich im Meer. Alle über Bord. SOS! Oder vielleicht ist die Lage doch nicht so schief und aussichtslos. Vielleicht schmeckt eine aufgetaute Tiefkühltorte auf hoher See doch ganz gut und wir können vom Sparkurs des "Traumschiffs" noch etwas lernen. Warum tief in die Tasche greifen, wenn das Gute liegt so nah? Dann lassen wir uns eben nicht mehr von der finalen Tortenschlacht an Bord fürs Leben inspirieren, sondern vom cleveren Einsetzen knapper Ressourcen. Besser, jeder bekommt ein Stück vom Kuchen, als dass es am Ende gar keine Torte mehr gibt. Hier ein Schnitt, da ein Schnitt. Und warum nicht gleich auch beim Titel? Streichen wir dem "Traumschiff" gleich noch das "T" und machen es zum Raumschiff. Keine weiten Fahrten mehr nach Bora Bora oder Auckland. Stattdessen saust die Crew einfach ins Weltall. Mit KI statt Kirk zu Mars und Venus alles im Studio. Weniger Zeit, mehr Geld. Da könnte man doch dann das Gesparte für die jeweilige Schlussszene einsetzen. Vielleicht serviert man Torten. Mit sprühenden Fontänen. Oder man lässt es eben.
