Abschied, Neuausrichtung und Mut: Francine Jordi hat sich in diesem Jahr verändert. Im Gespräch mit t-online erklärt sie unter anderem, woraus sie ihre Kraft dafür schöpft. 2025 war für Francine Jordi kein leichtes Jahr. Die Schweizer Sängerin spricht offen über einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben, über innere Umbrüche und Entscheidungen, die Mut erforderten. Nach einem Verlust hätte sie auch im Schmerz verharren können, doch die 48-Jährige entschied sich für einen neuen Weg. Francine Jordi erklärt t-online, warum sie heute entspannter an Projekte herangeht, welche Verantwortung sie als Mensch empfindet und weshalb Loslassen für sie in vielen Angelegenheiten der Schlüssel ist. t-online: Frau Jordi, wie blicken Sie auf das Jahr 2025 zurück? Francine Jordi: Es war ein Jahr voller Herausforderungen und des Umbruchs. Was genau meinen Sie damit? Ich musste vieles loslassen: alte Muster, aber auch meinen Hund Theo. Nach fast 15 Jahren an meiner Seite ist er gestorben. Sein Tod war ein tiefer Einschnitt, ein schwerer, aber heilsamer und friedlicher Abschied. Hat sich dieser Umbruch auch auf Ihre musikalische Arbeit ausgewirkt? Ja, ich wollte einfach mal entspannter an Projekte rangehen. Und ich wollte nicht mehr nur über Liebe, Trennung und Glück singen. Ich habe mich auf neue Themen eingelassen – Themen, die Tiefe haben, aber trotzdem im Schlagergewand verpackt sind. Geht eine solche Neuausrichtung nicht auch mit einem gewissen Risiko einher? Es war ein Sprung ins Ungewisse. Die größte Herausforderung für uns Menschen ist es, sich auf etwas Neues einzulassen. Können Sie das genauer erklären? Das ist wirklich die größte menschliche Schwäche. Wir bleiben oft lieber in unserem Schmerz, als einen neuen Weg zu gehen. Ich habe mich bewusst entschieden, mutig zu sein – neue Themen beim Singen und ein neuer Welpe im Haus. Ich hatte Angst davor, überfordert zu sein. Aber ich habe den Sprung gewagt, weil das alte Leben für mich nicht mehr gepasst hat. Sie sagen, die Musik soll tiefgründiger werden. Wann kam dieser Wunsch auf? Als ich 2018 meine Brustkrebserkrankung öffentlich gemacht hatte, habe ich gemerkt, wie viel Kraft und Hoffnung die Menschen daraus geschöpft haben. Mein Gedanke war dann: Ich kann auch mit der Musik etwas Gutes tun. So kann ich Hoffnung geben und inspirieren. Sehen Sie sich als Musikerin in der Verantwortung, solche Impulse zu geben? Nicht als Musikerin, sondern als Mensch sehe ich mich in der Verantwortung. Ich will niemanden belehren, aber wenn ich meine Erfahrungen teile und jemand daraus Mut schöpft, ist das wunderbar. Diese Verantwortung tragen wir alle. Wenn jeder sein Leben mit positiver Energie füllen würde, hätten wir viele Probleme nicht. Woher nehmen Sie diese Klarheit? Da habe ich viel von meiner Familie mitbekommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Natürlich sind auch meine Wege holprig – wie bei jedem. Aber ich probiere, mich diesen Herausforderungen zu stellen. Ich will nicht ewig im Schmerz verharren – wie bei Theos Tod zum Beispiel –, sondern die Trauer bewusst durchleben und dann so schnell wie möglich loslassen und in Frieden abschließen. Das gibt mir Kraft und ein bisschen Stolz für die nächsten Schicksalsschläge. Wie gehen Sie neben persönlichen Herausforderungen mit den vielen weltweiten Krisen und negativen Nachrichten um? Das ist nicht leicht. Ich glaube nicht, dass wir Menschen dafür gemacht sind, all die negativen Schlagzeilen aufzusaugen und zu verarbeiten. So wähle ich bewusst aus, was und wie viel ich konsumiere, ohne dass es mich herunterzieht. Wie muss man sich das konkret vorstellen? Ich lese morgens die Schlagzeilen. Wenn mich etwas wirklich interessiert, lese ich den ganzen Artikel. Wenn ich zu viel Negatives aufsauge, ziehe ich lieber die Notbremse. Die Weltpolitik kann ich sowieso nicht beeinflussen. Ein anderes Thema: Viele Schauspielerinnen sagen, es werde mit dem Alter schwerer, Rollen zu bekommen. Erleben Sie das auch in der Schlagerszene, dass die Angebote mit zunehmendem Alter weniger werden? Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Frage der inneren Haltung ist. Für mich ist es nicht schwieriger geworden. Ich bin dankbar, dass ich immer noch auf der Bühne stehen darf – mit 48 genauso wie mit 25. Ich kann von meiner Musik leben. Das ist ein riesiges Geschenk, und ich genieße es von Herzen und bin dankbar. Als TV-Moderatorin ist es aber ruhiger um Sie geworden. Aktuell moderiere ich vor allem Veranstaltungen, keine festen Formate im Fernsehen. Sie haben vor zwei Jahren die Moderation der "ARD-Silvestershow" abgegeben. Warum? Ich habe gespürt, dass der Weg zu Ende ist. Es war einfach stimmig, zu diesem Zeitpunkt aufzuhören. Wie heißt es so schön, man muss loslassen, um die Hände für neue Projekte freizuhaben. Florian Silbereisen hat übernommen und wurde medial als "Retter der Silvestershow" gefeiert. Was denken Sie darüber? Wenn er als Retter bezeichnet wird, ist das doch super: Florian Silbereisen macht einen großartigen Job und seine Formate kommen super an. Für uns Künstler und für die Zuschauer zu Hause ist es wichtig, dass es möglichst viele Shows gibt, die unsere Musik zu den Menschen ins Wohnzimmer bringen. Sie selbst sind aber schon mehrere Jahre lang nicht mehr in einer Silbereisen-Show aufgetreten. Woran liegt das? Ich wurde nicht angefragt für die Shows. Entweder hat ein Lied von mir nicht gepasst oder die Gästeliste war schon voll. Klar, man möchte immer gerne zu Silbereisen, er hat eine enorme Reichweite. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich generell im Fernsehen stattfinde und in vielen anderen Formaten präsent bin.