Japanische Demonstranten und Journalisten vom US-Militär ausspioniert
von Olga Banach
65.000 amerikanische Soldaten trainieren und operieren von Japan aus, davon rund 30.000 in dem Inselparadies Okinawa. Diese Zahl ist weit höher, als in jedem anderen Land.
RT Deutsch hatte ausgiebig über die Ereignisse nach dem Mord an einer jungen Japanerin durch einen Ex-Marineangestellten auf der japanischen Insel Okinawa berichtet. Die schon seit langem angespannte Stimmung kippte hiernach um. Es kam zu einer Protestwelle auf Okinawa und in Japan. Die von der weitentfernten japanischen Regierung Tokios geplante Verlegung eines Militärstützpunktes in ein Naturschutzgebiet der Insel war schon lange ein Thema auf Okinawa. Der Mord heizte die Stimmung in der Bevölkerung an und Wahlergebnisse auf Okinawa offenbarten, dass sich mit anti-amerikanischen Tönen in Japan Politik machen lässt.
Edward Snowden hatte 2016 durch veröffentlichte Dokumente gezeigt, was schon lange vermutet worden war, aber niemand auszusprechen vermochte: Okinawa spielt eine wichtige Rolle im globalen Überwachungsapparat der Amerikaner.
Der Enthüller des Überwachungsskandals ist John Mitchell, ein ausgezeichneter Journalist, dessen Spezialgebiet Menschenrechtsverletzungen und Umweltsünden auf Okinawa durch das US-Militär sind. Den Amerikanern ist er daher ein Dorn im Auge. Die gesammelten Informationen über ihn selbst, Demonstranten und Friedensgruppen auf Okinawa, die gegen die militärische Präsenz auf ihrer Insel sind, tragen den Titel: „Geheimdienstbericht über Protestaktivitäten“. Zusammengetragen hat den 268 Seiten umfassenden Bericht die kriminelle Forschungsabteilung des „Camp Butler“ zwischen Mai und Juli. „Camp Butler“ ist eine Ansammlung von Einrichtungen und Satelliten-Installationen, die sich durch Okinawa zieht.
Im Papier enthalten sind Namen und Photographien derjenigen Japaner, die an Sitzblockaden teilgenommen haben. Die Fotographien entstammen sozialen Netzwerken, oder Medienberichten über die Demonstrationen. Es gibt auch Listen von Frauenrechtsorganisationen und Studentenvereinen, die bereits an Demonstrationen gegen den Mord an der Japanerin im April teilgenommen haben.
Der japanische Anwalt Yukihito Oguchi bezeichnete die Überwachung als einen Eingriff in die Souveränität Japans und fordert, dass die japanische Regierung eine Beschwerde in den USA einreichen solle. Die „Japan Times“ hat beim Pentagon erfolgslos um eine Stellungnahme gebeten.
Das amerikanische Militär wird den Wünschen der Bevölkerung nicht nachgeben und weiterhin das Bild des Insellebens prägen. Eine Wahl Donald Trumps allerdings könnte Hoffnung für die Bewohner bringen. Er kündigte an, dass im Falle seines Sieges alle amerikanischen Verbündeten für die Kosten der amerikanischen Stützpunkte aufkommen sollten. Falls die Länder dem nicht nachkämen, würde das US-Militär seine Truppen abziehen.
In Tokio wundert man sich derweil, dass der erstmalig erschienene Putin-Kalender zum Verkaufsschlager geworden ist. Besonders bei den Japanerinnen trifft er auf große Zustimmung.