Minijobber: Wie ich meine Haushaltshilfe richtig anmelde und Ärger vermeide
Jemanden schwarz für sich arbeiten zu lassen, ist illegal. Auch für Privathaushalte. Ein legales und faires Arbeitsverhältnis bringt beiden Seiten Sicherheit und sogar steuerliche Vorteile. So geht’s sauber zu.
Die Kinder bespaßen, den betagten Schwiegervater versorgen, das Haus sauber halten – in den eigenen vier Wänden gibt es viel zu tun und selten schafft man alles allein. Gut, wenn Profis helfen. In mehr als 4,3 Mio. deutschen Haushalten kümmern sich Haushaltshilfen etwa ums Putzen oder Einkaufen.
Doch weniger als zehn Prozent der Privathaushalte melden ihre Unterstützerinnen und Unterstützer auch bei der Minijobzentrale oder der Sozialversicherung an, ergeben Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die verbleibenden 3,94 Millionen Haushalte beschäftigen Pflegekraft, Babysitter und Reinigungspersonal offenbar schwarz, ohne jegliche Absicherung und unterhalb des Radars des Finanzamts.
Minijobber günstig und einfach anmelden
Grund für die große Schattenwirtschaft in Privathaushalten: Oft scheuen beide Seiten vertragliche Pflichten und bürokratische Hürden, die ein legales Arbeitsverhältnis vermeintlich mit sich bringt. "Dabei hat es viele Vorteile, die Haushaltshilfe offiziell anzumelden", sagt Lena-Marei Ardelt von Quitt, einer Service-Plattform für die rechtssichere Anmeldung und Verwaltung privater Arbeitsverhältnisse.
Zumindest die Registrierung einer Haushaltshilfe bei der Minijobzentrale ist seit Jahren recht unkompliziert und geht online, telefonisch und per Post. Dazu braucht es nur einige persönliche Daten. Anschließend zahlen private Arbeitgeber für ihren Minijobber zusätzlich zum Lohn niedrige Abgaben von maximal 14,94 Prozent: Pauschalbeiträge zur Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung, Umlagen sowie eine Pauschsteuer.
STERN PAID 10_22 Gleichberechtigung bei Hausarbeit 15.57
Verdient ein Minijobber im Privathaushalt zum Beispiel den monatlichen Höchstbetrag – 538 Euro – kostet das die private Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber zirka 80 Euro zusätzlich. Die Mehrkosten zieht die Minijob-Zentrale mittels Lastschriftverfahren vom Arbeitgeber ein, leitet Beiträge, Umlagen und Pauschsteuer an die zuständigen Stellen weiter und erstellt die Meldungen zur Renten- und Unfallversicherung.
Gleichzeitig können die Haushalte die Kosten ihrer Haushaltshilfe steuerlich geltend machen. 20 Prozent der Gesamtaufwendungen, maximal 510 Euro im Jahr, zieht das Finanzamt direkt von ihrer Steuerlast ab.
Sozialversicherungspflicht: Anmeldung wird aufwendig
"Komplizierter wird es, wenn Haushaltshilfen mehr Lohn erhalten sollen, als die Minijobgrenze erlaubt", stellt Expertin Ardelt fest. Ein klassisches Beispiel seien Eltern, die für 10 Stunden die Woche eine Nanny einstellen möchten, die die Kinder immer rechtzeitig von der Kita abholt. Bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 18 Euro liegt das monatliche Bruttogehalt bei 780 Euro, und damit im sogenannten Midijob-Bereich. Das ist sozialversicherungspflichtig. Heißt konkret: Haushaltshilfe und Arbeitgeber zahlen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und auch zur Renten- und Arbeitslosenversicherung.
Für die privaten Arbeitgeber bedeutet das mehr Aufwand: Sie müssen sich zum Beispiel beim zuständigen Träger der gesetzlichen Unfallversicherung anmelden und benötigen eine Betriebsnummer von der Bundesagentur für Arbeit. Sie melden ihre sozialversicherungspflichtig angestellte Haushaltshilfe nicht bei der Minijob-Zentrale an, sondern bei ihrer jeweiligen Krankenkasse, die die Sozialabgaben einzieht. Sie müssen das Finanzamt informieren, Lohnabrechnungen erstellen und gegebenenfalls Lohnsteuer nach den elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmalen abführen.
"Der Aufwand ist enorm und für Privatpersonen kaum selbstständig umsetzbar", sagt Ardelt. Einige dieser Aufgaben können externe Dienstleister wie Steuerberater oder Lohnbüros abnehmen. Oder Privathaushalte geben alle Pflichten an Rundum-Anbieter ab, die sich um alle gesetzlichen Aufgaben kümmern und für eine korrekte Anstellung, Versicherung und professionelle Verwaltung sorgen.
Wie auch immer private Arbeitgeber das Organisatorische gestalten, auch bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Haushaltshilfen winkt ein Steuerrabatt: Das Finanzamt erstattet 20 Prozent der Kosten, hier liegt der jährliche Höchstbetrag allerdings bei satten 4000 Euro.
Trend geht zur sauberen Anstellung
Aufwand vermeiden wollen auch ihre Kunden, berichtet Ardelt vom Service-Portal Quitt. Der Großteil von ihnen seien Frauen. Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeiten ist immer noch häufig ihre Aufgabe, wie Zahlen des Bundesfamilienministeriums bestätigen: Für unbezahlte Sorgearbeit wenden Frauen pro Tag im Durchschnitt 43,8 Prozent mehr Zeit auf als Männer, genau genommen 77 Minuten. "Viele unserer Kundinnen können ihrem eigenen Job nur nachgehen, wenn sie zu Hause Unterstützung haben." Entsprechend wichtig sei den Quitt-Kundinnen und -Kunden Fairness: "Sie wollen ihre Hilfe daheim korrekt anstellen, fair bezahlen und Urlaubs- und Krankentage geben, so wie sie es selbst gewohnt sind."
Risikoreiche Schattenwirtschaft
Lassen Privathaushalte schwarz putzen, betreuen oder pflegen, gehen sie erhebliche Risiken ein. Schwarzarbeit ist illegal. Wer auffliegt, muss zum Beispiel Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen oder bei einem Arbeitsunfall der Hilfskraft für Behandlungskosten aufkommen. Außerdem macht man sich mitunter strafbar und muss mit Bußgeldern rechnen.
Auch für eine Hilfskraft ist Arbeiten unter der Hand brenzlig. Ihr droht ebenfalls rechtlicher Ärger und sie verzichtet zum Beispiel auf Versicherungsschutz, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlten Urlaub und erwirbt keinerlei Rentenansprüche.