Dossenheim: 50,8 Prozent - Faulhaber wird Bürgermeister (plus Video)
Von Christoph Moll und Benjamin Miltner
Dossenheim. Als am Sonntag um 18.11 Uhr die ersten Zahlen aus dem Wahlbezirk Schwabenheimerhof über die Leinwand flimmern, ist die Richtung vorgegeben: David Faulhaber hat klar die Nase mit 59,5 Prozent vorne, Boris Maier liegt mit 35,4 Prozent deutlich zurück und Elke Kaiser ist mit 5,1 Prozent weit abgeschlagen.
Doch wie aussagekräftig ist ein Ortsteil mit gerade einmal 79 Wählern? Die Antwort: sehr aussagekräftig. Denn der Trend bestätigt sich. 29 Minuten später brandet im Sitzungssaal des Rathauses Applaus auf, als klar ist: David Faulhaber (CDU) wird neuer Bürgermeister der Bergstraßengemeinde. Der 42-Jährige aus Brühl setzt sich mit 50,8 Prozent gleich im ersten Wahlgang gegen seine beiden Mitbewerber durch. Der Chef der Pressestelle des Mannheimer Polizeipräsidiums wird damit Nachfolger von Langzeit-Bürgermeister Hans Lorenz (CDU), der nach 24 Jahren in den Ruhestand geht.
Schon kurz vor Schließung der Wahllokale herrscht am Rathaus hektische Betriebsamkeit. Um 17.54 Uhr erfährt eine Wählerin auf den letzten Drücker, dass sie im falschen Wahllokal ist. Sie muss ins einige Hundert Meter entfernte Martin-Luther-Haus. Ob sie es noch schafft?
Alle Parkplätze am Rathaus sind belegt, aus allen Himmelsrichtungen strömen mehrere Hundert Dossenheimer herbei, um das Ergebnis aus erster Hand zu erfahren. Unter den Neugierigen sind auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers und die örtliche CDU-Landtagsabgeordnete Julia Philippi, die bei der Auszählung hilft, sowie die Bürgermeister Frank Volk aus Neckargemünd, Hansjörg Höfer aus Schriesheim, Andreas Metz aus Ilvesheim und Michael Kessler aus Heddesheim.
Als um 18 Uhr die Urnen geleert werden, zeichnet sich bereits eine Wahlbeteiligung zwischen 50 und 60 Prozent ab - es werden 52,5 Prozent. Und bei der Auszählung der Stimmen wachsen zwei Stapel auf den Tischen ähnlich hoch: jene von David Faulhaber und Boris Maier. Alle Kandidaten verfolgen gebannt die nach und nach eintrudelnden Ergebnisse aus den Wahllokalen auf der Leinwand. Und es geht Schlag auf Schlag: Mal liegt Faulhaber in den Bezirken über der 50-Prozent-Marke, mal knapp darunter. Die entscheidende Frage ist nicht mehr, ob der von CDU und SPD unterstützte 42-Jährige gewinnt, sondern ob er es gleich im ersten Wahlgang schafft. Nie rutscht Faulhaber unter die hierfür notwendige 50-Prozent-Marke - auch nicht als ein Wahlbezirk knapp an Maier geht, was mit einem Raunen kommentiert wird. Es bleibt der einzige.
Gegen 18.40 Uhr ist der Höhepunkt erreicht: Es fehlt nur noch das Ergebnis des zweiten Briefwahlbezirks. "Wir müssen nicht noch mal wählen", legen sich schon manche fest. Und tatsächlich: Faulhaber gewinnt diesen Bezirk mit 51,6 Prozent. Applaus und Jubel im Saal. Der Sieg steht fest. Faulhaber küsst seine Frau Stefanie und schüttelt anschließend Dutzende Hände.
Dann geht es raus auf die Rathaustreppe, wo die Dossenheimer ihren neuen Bürgermeister sehen wollen - und ihn mit Applaus empfangen. Musikverein, Pfarrmusik und Männergesangverein treten auf, das Badnerlied erklingt. Noch-Bürgermeister Lorenz gratuliert zum "tollen Wahlergebnis" und dankt für den fairen Wahlkampf, der nie unter der Gürtellinie verlaufen sei. "24 Jahre gilt es zu schlagen", sagt er augenzwinkernd zu Faulhaber. Der künftige Bürgermeister zeigt sich ergriffen: "Es ist ein tolles Bild von hier oben", sagt er. "So ein Wahltag ist lang - die Zeit ist heute nicht rumgegangen." Zudem habe er auch noch seine Brille vergessen und die Zahlen auf der Leinwand kaum erkannt. Faulhaber dankt seinen Wählern, seiner Familie sowie den Mitbewerbern und verspricht: "Ich werde am 1. April mit großem Engagement starten - die Fußstapfen sind groß."
Der unterlegene Boris Maier macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "40,1 Prozent sind nicht ganz schlecht, aber leider zu wenig", seufzt er. "Ich hätte mit einem zweiten Wahlgang gerechnet", sagt der von Freien Wählern und Grünen unterstützte Stadtkämmerer von Walldorf aus Hirschberg-Leutershausen. "Ich bin aber auch froh, dass es vorbei ist", so der 49-Jährige. Ob er noch einmal woanders kandidiert? "Man sollte nie ,nie’ sagen", so Maier.
Elke Kaiser hingegen ist "nicht enttäuscht", so die 51-Jährige. "Es waren wunderbare drei Monate mit vielen Begegnungen", sagt die parteilose Betriebsprüferin aus Dossenheim. "20 Prozent wären aber schön gewesen." Sie werde nicht noch mal woanders kandidieren, so Kaiser: "Das war nur für Dossenheim."
David Faulhaber genießt derweil das Bad in der Menge, bevor es in ein Dossenheimer Lokal geht. "Wir haben nichts geplant", sagt er. Der Abend wird sicher trotzdem - oder gerade deshalb - gut.