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Bildband | Franziska L. forever

Die Zeichnerin Anke Feuchtenberger haucht Brigitte Reimanns Romanen neues Leben ein
Franziska L. forever

Eine riesige schwarze Katze liegt auf den Schienen, die zu einer Fabrikanlage führen. Sie scheint den Weg zu versperren. Aber wahrscheinlich ist sie nur imaginär, ein Phantom, liebenswürdig fast in dieser trist-fremden Industriewelt. Eher ist es der den Himmel vernebelnde Rauch, der beklommen macht. In früheren Zeiten dürfte das anders gewesen sein. Da waren solche Schlote ein Fortschrittsbild.

Wo liegt die Täuschung? – Traumhaft-unwirkliche Szenarien scheinen das Markenzeichen der Künstlerin Anke Feuchtenberger zu sein. So wie sie sich selber – wie in Trance – in ein Bild hineinziehen lässt, soll es auch beim Betrachten sein. Gedankenspielräume sollen sich öffnen, Ambivalenzen aufscheinen. Jedes dieser Bilder könnte sich in einen ganzen Roman verwandeln.

Anke Feuchtenberger, geboren 1963 in Berlin, DDR, zehn Jahre bevor Brigitte Reimann dort in einem Krankenhaus an Krebs gestorben ist, sei schon als 15-Jährige vom Roman Franziska Linkerhand gepackt gewesen, schreibt die Herausgeberin Heide Hampel im Vorwort zu In der Erinnerung sieht alles anders aus. Als Vorarbeit für die 26 großformatigen Bilder habe zudem die Beschäftigung mit den Biografien von Christa Wolf und Ingeborg Bachmann gedient, um die Generation der Mütter zu verstehen.

Die Mütter in der DDR: Sie hatten als Heranwachsende den Krieg noch erlebt, und mit dem Frieden endlich war ihnen – bei allen existenziellen Sorgen – ein riesiger Lebenshunger zugewachsen. Aufbruchsstimmung in einer Gesellschaft, die Gerechtigkeit versprach, von der nie wieder ein Krieg ausgehen sollte, auch wenn sie irgendwann verflogen war. Die meisten konnten sich bescheiden, sich ein kleines Glück erkämpfen, es war schwer genug, aber in einigen von ihnen loderte es weiter, das Feuer, leuchtete und brannte. Brigitte Reimanns Ruhm lag auch an diesem Funkeln, diesem Strahlen. Dieser immerwährenden Neugier und Sehnsucht, die beflügeln konnte.

Eine unbekannte Straße

Einfach wirklich leben – wie passend war der Titel der Reimann-Biografie, die Dorothea von Thörne für den Aufbau Verlag geschrieben hat. Dort erschienen zusätzlich zu ihren Erzählungen postum mehr Bände von ihr als zu ihren Lebzeiten: ihre Tagebücher, ihr Briefwechsel mit Christa Wolf, mit Hermann Henselmann, mit Siegfried Pitschmann, mit den Eltern, jüngst erst unter dem Titel Post vom schwarzen Schaf mit den Geschwistern. Auch Franziska Linkerhand, Reimanns berühmter Roman, ist erst nach ihrem Tode erschienen.

Als profunde Kennerin dieses Werkes hat sich Heide Hampel all diese Bücher noch einmal zu Gemüte geführt und mit ihrem Lebensgefährten Winfried Braun jede Menge Zitate herausgeschrieben. So viele, dass die Auswahl schwerfiel. Auf kleinen Zetteln haben sie die Texte im Verlag hin und her geschoben, bis sie mit der Zusammenstellung zufrieden waren. Die gesamte Buchgestaltung ist solch ein Gemeinschaftswerk gewesen, nicht zuletzt auch mit Anke Feuchtenberger. Etwas nach Brigitte Reimanns Geschmack: so inspiriert zu arbeiten im Zusammenklang mit Leuten, die ebenso begeistert sind.

Ein Buch, wieder und wieder zu lesen. Vielleicht sollte man es wie die Herausgeberin machen: Zitate auf Zettel schreiben, die man täglich vor Augen hat. Denkwürdigkeiten einer Sinnsucherin. „Keine Mauer ist so stark, dass sie nicht eines Tages einfiele“, heißt es in Franziska Linkerhand. „Eine Luft zum Ersticken … Alle Fenster nach außen verrammelt, die Türen abgeschlossen, wir sind unter uns und finden uns in Ordnung.“ Harte, bittere Worte für das Ummauertsein, das sich auch ins Gemüt einnisten konnte. „Gemütlichkeit wärmt, wer warm sitzt, wird träge.“ Manch einem indes, so zeigte sich später, wäre ein bequemes Leben genug gewesen, nur etwas wohlhabender, freier, als es in der DDR zu haben war.

Literatur als Freiheitsinsel. Trotz der Zensur, die natürlich auch Brigitte Reimann beklagt, aber ohne Zensur wäre es keine Insel mehr gewesen. Ideologie, heute verdeckt, war in der DDR offen gepredigtes Dogma. Bücher wurden auf „Stellen“ hin gelesen; man hatte gewitzte Freude daran und reichte die Bände weiter an Verwandte und Bekannte. „Leseland“, das war nicht nur eine Floskel, es gab einen Kanon von Literatur, der Allgemeingut war. Ersatz für Meinungsfreiheit in der Presse, wohl wahr. Journalisten konnten Schriftsteller nur beneiden. Wie Hätschelkinder des Staates wirkten sie, durften auch mal über die Stränge schlagen, wenn sie nur bei Laune – und im Lande – blieben. Reisen konnten sie …

Wie da eine Kluft entstand zwischen jenen, die auch im Westen verlegt wurden und folglich dorthin fahren konnten, und den Daheimbleibern, für die sich niemand von „drüben“ interessierte, das kam alles später, nach Brigitte Reimanns Tod. Sie trug den Widerspruch in Reinform aus: Ideal und Wirklichkeit. „Man kann revolutionären Elan noch so oft von Tribünen verkünden – im Alltag, heute, wirkt er anachronistisch, beinahe komisch“, schrieb sie in einem Brief an ihr Freundin Irmgard Weinhofen, veröffentlicht allerdings erst 2003. „Der Bürger flucht und gewöhnt sich.“ Ist daran die sozialistische Utopie gescheitert, dass „oben“ so viele Fehler gemacht wurden und die Leute „unten“ sich irgendwann in ihre Nischen verkrochen haben? Viele Sätze, ganze Bücher würde es brauchen zur Beantwortung dieser Frage. Aber Brigitte Reimann konnte so nicht leben, mit halber Kraft. „Man tut, was man kann, aber das ist zu wenig“, sagt sie. „Ich kann eine gewisse Sympathie mit den Ideen dieses Staates nicht verhehlen, mit seinen großen Gedanken von Fraternité und befreiter Menschlichkeit, aber es ist eine Sache, Gedanken zu proklamieren, eine andere, sie in die Tat umzusetzen.“ Sie brauchte die „großen Gedanken“. Wie würde sie sich in der Gegenwart fühlen, im Leben ohne Utopie?

„Ich benehme mich ganz natürlich, ich sage nur, was ich denke, und ich tue, was ich sage. Das ist so normal, dass es andere anormal finden.“ Wie käme man mit solch einer Verhaltensmaxime in der Gegenwart klar? Das Spannende ist ja, wie man die Aussagen im Buch unwillkürlich auf Heutiges bezieht. Eine Unbedingtheit strahlen sie aus, die aus der Zukunft zu kommen scheint. Vom „Wunsch nach dem Aufgehoben-Sein“ in einer Familie, bei Freunden, in einer Landschaft, einem Land spricht Brigitte Reimann in Franziska Linkerhand, wie auch vom Hunger nach Unmöglichkeiten. „Ich wünsche mir einen blauen Strauch, oder einen rosa Baum, oder den Himmel grün … irgend etwas außer der Ordnung, eine Kokospalme, Nordlicht, Sonne mitten in der Nacht.“

Das ist nicht nur die Sehnsucht, zu reisen, das ist viel mehr. Immer wieder suchte sie dieses Hochgefühl in der Liebe. Ein Bild von Anke Feuchtenberger zeigt eine fröhliche Frau, die in papageiengelbem Pyjama mit einem Brief in der Hand fröhlich die Treppe herunterläuft, und oben liegt ein Männerkopf (hoffentlich nicht abgetrennt). Wer heute irgendwie von weiblicher Emanzipation reden will, lasse sich die gewitzten Sprüche über Mann und Frau auf der Zunge zergehen. Sie kostete es wohl aus, das Liebesglück, wollte mehr und war nicht zufrieden. „Schade, dass keine nette schwarze Katze neben mir liegt – Katze ist besser als Mann.“ Dieser Spruch ist wohl nicht allzu ernst zu nehmen.

Aber die Katze streckt sich nicht nur über das Titelbild, sie schnurrt durch das ganze Buch. Nach dem Willen der Herausgeberin ist es die metaphorische „Katze Erinnerung“, die der Schriftsteller Uwe Johnson erfand. „Ein undurchschaubares Wesen mit vielen Leben, eigensinnig und eigenwillig, das sich jeglicher Domestikation widersetzt, ungerufen kommt und unerlaubt geht …“ Wie für den Tag gemacht ist das Zitat von Brigitte Reimann, dem auch der Buchtitel entnommen ist: „In der Erinnerung sieht alles anders aus … Es fällt mir so schwer, nachträglich zu werten. Hinterher korrigiere ich herum und weiß schließlich nicht mehr, was wahr ist, was zurechtgemacht.“

Und wie weiter? „Man hat nicht immer Sicherheit, wünscht sie auch nicht. Man geht eine unbekannte Straße lang, auch wenn am Ende der Straße keine Laterne brennt.“ – „Ich werde nie alt“, steht unter dem Bild mit der Katze.

Brigitte Reimann – In der Erinnerung sieht alles anders aus Bilder: Anke Feuchtenberger. Herausgegeben von Heide Hampel, Steffen Verlag 2019, 72 S., 19,95 €

Irmtraud Gutschke ist Literaturkritikerin und Autorin von Gesprächsbüchern mit Hermann Kant, Eva Strittmatter und Gisela Steineckert. 2018 erschien der Essayband Das Versprechen der Kraniche. Reisen in Aitmatows Welt im Mitteldeutschen Verlag

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