Heidelberg: Fridays for Future ruft zur Streikwoche an Hochschulen auf
Von Denis Schnur
Heidelberg. Seit Monaten streiken Schüler und Studierende immer wieder freitags, um auf die drohende Klima-Krise hinzuweisen – und Druck auf die Politik zu machen. Jetzt ruft Fridays for Future (FFF) sogar zu einer ganzen Streikwoche an den Hochschulen auf. Denn die bisherigen Anstrengungen reichen ihnen nicht aus: „Mit ihrem Klimapaket verabschiedet sich die Bundesregierung vom Klimaschutz“, findet die Aktivistin Line Niedeggen von Fridays for Future Heidelberg.
Dieses Mal wollen die Schüler und Studierenden aber nicht nur Druck auf die Politik machen, sondern auch sich und andere Menschen weiterbilden. Die Studierenden sollen ihren regulären Seminaren und Vorlesungen fernbleiben, um Vorträge und Workshops zu besuchen, die sich vor allem mit Klimaschutz befassen. „Wir wollen die Uni eine Woche lang mit den Inhalten befüllen, die jetzt wichtig sind“, erklärt Niedeggen. Dazu seien aber auch alle anderen Menschen eingeladen. „Wenn Schülerinnen und Schüler dafür streiken, sind sie natürlich herzlich willkommen.“
Mehr als 80 Einzelveranstaltungen haben die Fridays gemeinsam mit den Scientists (Wissenschaftler), den Students (Studierende) und den Parents (Eltern) for Future zusammengetragen (siehe Artikel rechts). Von Montag bis Freitag, 25. bis 29. November, gibt es täglich ein Programm mit Vorträgen, Workshops, Diskussionen aber auch einem Poetry Slam und Filmvorführungen. „Uni für alle“ nennen die Aktivisten das Konzept, das in dieser Woche bundesweit umgesetzt wird, oder: „Public Climate School“. Ergänzt wird das Programm durch einige reguläre Lehrveranstaltungen, die jedoch inhaltlich an die Aktionswoche angepasst werden.
Passend zu der Aktionswoche, die vor allem in Räumen der Uni stattfinden wird, sollen die Hochschulen nun auch inhaltlich in den Fokus rücken, denn, so die Studentin Franca Leutloff, die ebenfalls bei FFF aktiv ist: „Die Universitäten müssen beim Klimaschutz vorangehen.“ Gerade eine Exzellenz-Uni wie die Heidelberger dürfe das Thema nicht vernachlässigen. Vorangehen bedeutet für die jungen Aktivisten zwei Dinge: Zum Einen sollen die Hochschulen sich noch stärker inhaltlich mit der Klima-Krise befassen: „Es geht doch um Zukunft, Forschung und Innovation. Wo sollen diese Debatten stattfinden, wenn nicht an den Unis?“, fragt Leutloff.
Zum Anderen müsste die Uni selbst mehr für Klimaschutz tun – etwa durch Solarzellen auf den Dächern oder bessere Gebäudedämmung. Dass darüber vor allem das Land, nicht die Uni vor Ort entscheidet, ist für die Klima-Aktivisten zweitrangig: „Dann muss die Uni dem Land eben sagen, dass es das machen soll“, fordert Leutloff. „Es geht aber auch um ganz alltägliche Dinge wie Drucken“, so Niedeggen. „Oder Dienstreisen“, fügt Leutloff hinzu. „Bisher müssen die Mitarbeitenden immer das billigste Verkehrsmittel nutzen. Stattdessen sollten Flüge bis zu einer gewissen Strecke überhaupt nicht genehmigt werden.“ Was genau von der Universität gefordert wird, sollen die Studierenden am Montagabend bei einer Vollversammlung um 20 Uhr in der Neuen Uni beschließen.
Und um diesen Forderungen und denen an die Bundesregierung und an die Staaten weltweit Nachdruck zu verleihen, findet am Ende der Aktionswoche wieder ein internationaler Streiktag statt. In Heidelberg soll dazu um 11 Uhr eine Großdemo stattfinden. Da sich FFF und das Ordnungsamt derzeit noch um die Route streiten, steht noch nicht fest, wo diese startet.