Walldorf: SAP hat erstmals über 100.000 Mitarbeiter
Von Matthias Kros
Walldorf. Der Softwarekonzern SAP beschäftigt erstmals in seiner Geschichte mehr als 100.000 Menschen. Die Grenze sei im vierten Quartal des vergangenen Jahres überschritten worden, bestätigte Ralf Zeiger, Vorsitzender des Betriebsrates, am Montag. "Ich freue mich, dass bei SAP die Zahl der Mitarbeiter weiter steigt. Auch in Deutschland sind – nach Verdauung der Abgänge aufgrund des Freiwilligen- und Vorruhestandsprogramms – die Weichen wieder auf Wachstum gestellt." Derzeit entfällt etwa jeder fünfte Arbeitsplatz auf die deutschen Standorte.
Die SAP-Belegschaft hat sich damit innerhalb der vergangenen fünfzehn Jahre verdreifacht. Im Jahr 2005 zählte das 1972 gegründete Unternehmen erst etwa 35.000 Mitarbeiter. Ein Unternehmenssprecher wollte zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlen nennen und verwies auf die Vorstellung der Jahresbilanz Ende Januar.
Das neuerliche Rekordniveau kommt nicht überraschend. Schon Ende des dritten Quartals 2019 lag die Zahl der Mitarbeiter bei 99.710 und damit rund 5000 höher als ein Jahr zuvor. Zudem hatte der Vorstand mehrfach angekündigt, dass SAP weiter einstellen werde. Damit werde der Rückgang durch das im vergangenen Jahr erneut aufgelegte Freiwilligen- und Vorruhestandsprogramm mehr als ausgeglichen.
Durch das Programm waren weltweit etwa 4000 Arbeitsplätze in Bereichen, in denen SAP kein Wachstum mehr erwartet, verschwunden. Allein in Deutschland hätten rund 1000 Beschäftigte das Vorruhestandsprogramm angenommen, bestätigte Zeiger einen Bericht der "Stuttgarter Zeitung". Weitere 400 seien freiwillig gegen Zahlung einer Abfindung ausgeschieden. Registriert hatten sich in Deutschland für die Programme insgesamt sogar 1870 Mitarbeiter. In knapp 500 Fällen kam also offenbar keine Einigung zwischen Unternehmen und Beschäftigtem zustande.
Mehr als eine Milliarde Euro hatte sich die SAP das jüngste Programm kosten lassen, entsprechend gut waren die finanziellen Konditionen für die Teilnehmer. Arbeitnehmervertreter und Kunden der SAP hatten aber regelmäßig bedauert, dass durch die Abgänge viel Wissen verloren ginge. "Es gibt keine konzertierte Aktion, um Know-how zu halten, die Bereiche sind auf sich allein gestellt", sagte Zeiger.
Auf der anderen Seite hatte die Unternehmensführung stets betont, in Wachstumsbereichen wie der Künstlichen Intelligenz (also ein lernendes Verhalten von Maschinen) neue Mitarbeiter einstellen zu wollen. Mit diesem Umschichten von Arbeitsplätzen wolle der Walldorfer Konzern mit dem Technologiewandel mithalten. Zeiger ist allerdings skeptisch, inwieweit die deutschen Standorte von dieser Umstrukturierung profitieren: "Dass man in Summe etwas spart, glaube ich nicht. Ob man besser aufgestellt sein wird, wird sich zeigen, wenn die neuen Kollegen eingestellt sind", sagte der Betriebsratsvorsitzende der "Stuttgarter Zeitung". "Was mir die größten Sorgen macht, ist, dass bei den Kollegen, die hierbleiben, zu viel Last abgeladen werden könnte."