Rhein-Neckar-Region: Real-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
Von Matthias Kros
Mannheim. Die drohende Zerschlagung der Warenhauskette Real treibt auch die Mitarbeiter in der Rhein-Neckar-Region um. "Die Kollegen warten auf eine Entscheidung", sagte Sabine Möller, Gewerkschaftssekretärin von Verdi Rhein-Neckar, am Montag. Bei Betriebsversammlungen in diesen Wochen spüre man angesichts der Nachrichten, dass bis zu 10.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen könnten, eine tiefe Verunsicherung der Belegschaft. Etliche Kollegen hätten sich bereits andere Jobs gesucht. "Wir brauchen endlich Klarheit, was mit den Filialen und den Mitarbeitern passiert", so die Arbeitnehmervertreterin.
Hintergrund ist der Plan des Real-Eigentümers Metro, alle 277 Märkte in Deutschland bis Ende Januar an ein Konsortium rund um den Immobilieninvestor X-Bricks zu verkaufen. Die künftigen Eigentümer wollen aber nach den bisher bekanntgewordenen Plänen nur einen kleinen Teil der Real-Märkte selbst weiter betreiben. Der Großteil soll an andere Einzelhändler wie Edeka oder Kaufland weiterverkauft werden. Einigen Standorten droht offenbar sogar die Schließung.
In der Region gibt es aktuell drei Real-Filialen, und zwar in Brühl, Edingen-Neckarhausen und Mannheim. Möller schätzt, dass hier insgesamt rund 350 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die meisten davon seien schon seit vielen Jahren bei Real: "Viele fühlen sich mit ihrer Filiale emotional verbunden", weiß die Verdi-Vertreterin. Was aus den Standorten werde, sei derzeit nicht absehbar. "Keiner weiß, was die Investoren mit diesen Filialen vorhaben", so Möller. Für besondere Verunsicherung sorge dabei, dass die potenziellen Käufer eher auf Immobilien und weniger auf Einzelhandel spezialisiert seien.
In der vergangenen Woche hatte der Real-Betriebsrat Befürchtungen geäußert, dass fast jeder Dritte der noch vorhandenen 34.000 Arbeitsplätze bei der Warenhauskette gefährdet sei. "Der Gesamtbetriebsrat rechnet mit etwa 10.000 Arbeitslosen", hatte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Unternehmens, Werner Klockhaus der "Süddeutschen Zeitung" gesagt. Er rechne mit "rund 50 Schließungen oder mehr" im Zuge der Neuordnung. Allein dadurch seien rund 6000 Arbeitsplätze bedroht. Außerdem werde es wohl auch in den an Wettbewerber verkauften Filialen zu sehr vielen betriebsbedingten Kündigungen kommen, befürchtet er.
Metro-Chef Olaf Koch bemühte sich später, die Gemüter zu beruhigen. "Die jetzt ins Spiel gebrachte Zahl ist nach meiner persönlichen Einschätzung zu hoch", sagte er der "Wirtschaftswoche". Koch betonte, der Konzern setze sich in den Verkaufsgesprächen "für vertragliche Regelungen ein, nach denen die Real-Mitarbeiter von den übernehmenden Einzelhandelsunternehmen weiterbeschäftigt werden".
Real kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen und roten Zahlen. Schon seit geraumer Zeit sucht die Metro deshalb nach einem Käufer für die Handelskette.