Leimen: Das trieb OB Reinwald beim Neujahrsempfang um
Von Thomas Frenzel
Leimen. Erst war es einer, der aufstand, dann eine Handvoll und schlussendlich hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Stehend und mit Inbrunst wurde "das schönste Land in Deutschlands Gau’n" besungen, hier und da auch mit der rechten Hand am Herzen. Es war der offizielle Abschluss des Neujahrsempfangs der Großen Kreisstadt Leimen, der am Freitagabend in der wohlgefüllten Festhalle des Zementwerks über die Bühne ging.
Mit Worten von Oberbürgermeister Hans D. Reinwald, mit einem flammenden Plädoyer auf die deutsch-französische Freundschaft durch den Mannheimer Honorarkonsul Folker Zöller und schlussendlich mit dem Badnerlied. Intoniert wurde diese badische Nationalhymne von der Stadt- und Feuerwehrkapelle, die gekonnt Leimens Einstieg ins neue Jahr in schmissige Noten fasste.
"Fakt ist, dass er da ist." So ging das Stadtoberhaupt auf das bestimmende Thema des vergangenen Jahres und der Zukunft ein: den Klimawandel. Ob menschengemacht oder nicht, die Klimaveränderung mit Hitze- und Kälterekorden und meterhohem Hagelschlag im mexikanischen Hochsommer zwinge zur individuellen Bewusstseinsänderung auch im Kleinen, und sei es beim Licht-ausmachen in nicht benutzten Räumen.
Nicht minder trieb Hans D. Reinwald der zunehmend schwindende Respekt im Miteinander um – gefördert durch die Anonymität des Internets. Dieser Tendenz müsse entschieden begegnet werden, per Gesetz und in der Erziehung, die Grundsteine eines späteren Verhaltens legt. An die Bürgerschaft appellierte er, sich – auch mit direkt geäußerter Kritik – in das Gemeinwesen Stadt einzubringen: Still daheim, laut am Stammtisch oder anonym im Internet zu schimpfen, bringe niemanden weiter.
Vom Brexit, den selbst die um jeden britischen Vorteil kämpfende "Eiserne Lady" Margaret Thatcher nie in Erwägung gezogen hatte, spannte der Rathauschef auch den Bogen zu dem kleinen Dorf Tigy unweit von Orléans an der Loire. Zum 50. Mal jährt sich im Jahr 2020, dass St. Ilgen und Tigy ihre Partnerschaft besiegelten – sie ist eine lebendige unter den 120 deutsch-französischen Städtepartnerschaften in der Metropolregion Rhein-Neckar. Dies unterstrich Honorarkonsul Zöller in seinem Festvortrag.
Selbstredend blickte der Rathauschef auch vor die Haustür. Da steht nicht nur als 24-Monate-Baustelle die Rundumerneuerung der Römerstraße an inklusive der dortigen Straßenbahnführung, es werden auch wichtige Entscheidungen fallen: extern vom Land zur gemeinsam mit Nußloch beantragten Gartenschau und ihrem Schub für die Infrastruktur, eher intern – da abhängig von den Investorenvorschlägen – zur innerstädtischen Brache namens Rathausplatz, dessen Ist-Zustand Reinwald als Wunde bezeichnete.
Ganz konkret wird das neue Jahr aber anderes bringen, kündigte der OB an. Der Verkehrskreisel, der das Gewerbegebiet Süd II an die St. Ilgener Straße und auch an die Bundesstraße B3 anbinden soll, wird mit einem Kostenvolumen von 1,2 Millionen Euro angegangen. Gleichzeitig wird die Sanierung der St. Ilgener Straße und deren B 3-Anschluss abgeschlossen. Als weitere Investitionsschwerpunkte nannte der OB mit 4,6 Millionen den Umbau der Geschwister-Scholl- und die Sanierung der Otto-Graf-Realschule mit 1,5 Millionen Euro. Und immerhin 0,4 Millionen sind für den Jugendtreff Basket vorgesehen.
Der OB nutzte den Neujahrsempfang aber auch, um Danke zu sagen. Als Überraschung für die zu Ehrenden, waren vier Bürgermedaillen in Gold vorbereitet worden. Mit Elfriede Hellinger und Hildegard Scheiwein erreichten sie auch zwei verdiente Empfängerinnen.
Das Hoch auf die "edle Perl im Deutschen Land", das die Stadt- und Feuerwehrkapelle anstimmte, markierte nur das Ende des offiziellen Teils. Danach kam das Eigentliche eines Neujahrsempfangs zum Tragen: die bürgerschaftliche Begegnung, das miteinander Plaudern, das Knüpfen neuer und Pflegen alter Bekanntschaften, der wohlgesonnene Austausch. Dazu gab es Perlendes im Glas und knusprig Gebackenes zum Reinbeißen.