Wiesloch: Unterwegs mit einer Präventionsstreife des Polizeireviers
Wiesloch. (oé) In den Jahren 2016/2017 erreichten die Wohnungseinbrüche in der Region Wiesloch Spitzenwerte. 292 solcher Taten zählte allein das Polizeirevier Wiesloch in dieser Phase. Seither sind die Fallzahlen drastisch zurückgegangen. Zuletzt lagen sie bei einem Wert, wie er bereits vor zehn Jahren erreicht wurde: Rund 70 Wohnungseinbrüche wurden seinerzeit gezählt.
Die Polizei wertet dies durchaus als Erfolg ihrer intensiven Bemühungen zur Bekämpfung dieser Kriminalitätsform. So wurde beispielsweise beim Polizeipräsidium Mannheim eine spezielle Ermittlungsgruppe für diese Delikte gebildet. Es finden regelmäßig öffentliche Veranstaltungen zum Thema Einbruchschutz statt. Und es sind dauernd zwei Info-Mobile des Landeskriminalamts zu diesem Thema im Land unterwegs, die auch in unserer Region Station machen.
Vor allem aber fahren die Polizeibeamten vor Ort sogenannte "Präventionsstreifen", in denen sie besonders gefährdete Wohngebiete anfahren und auch den Kontakt mit deren Bewohnern suchen. Die RNZ konnte jetzt in einer solchen Streife mitfahren. Im Streifenwagen dabei waren Polizeidirektor Peter Albrecht, der Leiter des Polizeireviers Wiesloch, und Polizeioberkommissar Jürgen Engelhardt. Letzterer ist der Präventionsspezialist des Polizeireviers Wiesloch, wertet täglich die Lage aus und kann so tagesaktuell die Schwerpunkte der Streifenfahrten festlegen.
An diesem Tag geht die Fahrt zunächst nach Rauenberg und unter der Autobahn hindurch in Richtung Dielheim. Der Autobahn gilt ein besonderes Augenmerk der Beamten, weil sie von den Tätern für die An- und Abfahrt genutzt wird. Dann biegt der Streifenwagen aber von der Kreisstraße nach links ab in den Bögnerweg in Richtung Wiesloch und nimmt dabei den Weg durch die Weinberge zur Weinstadt.
Das ist kein Zufall. Hier handelt es sich um einen der bekannten Fluchtwege der Einbrecher. "Wir fahren möglichen Tätern entgegen, um sie kontrollieren zu können", erläutert Revierleiter Albrecht. Der Weg führt schließlich in eines der statistisch besonders auffälligen Wohngebiete Wieslochs mit Blick auf Tageseinbrüche: die "Äußere Helde". Deren Randlage begünstigt potenzielle Einbrecher, weil sie bei Bedarf schnell über die Felder und Weinberge verschwinden können.
Wer sind diese Täter? Die Bandbreite reicht Revierleiter Albrecht zufolge vom Gelegenheits-Einbrecher, der nach dem Motto "Hit and Run" vorgeht, bis hin zur organisierten Bande, die ihre Ziele oft tagelang ausspäht. Deshalb ist es den Polizeibeamten zufolge auch so wichtig, dass Bürger sich bei der Polizei melden, wenn sie etwas Verdächtiges beobachten (Rufnummer 110). "Die Bewertung können die Bürger getrost uns überlassen", meint Jürgen Engelhardt. "Wir kümmern uns darum und überprüfen zum Beispiel die Autokennzeichen."
"Bürger mit offenen Augen sind gut für uns", ergänzt der Revierleiter. "Wir bauen auch auf ein gewisses Maß an sozialer Kontrolle", ergänzt Peter Albrecht, auch wenn diese manchem bisweilen etwas lästig sein mag.
Langsam fährt der Streifenwagen durch die Wohnstraßen und die Polizeibeamten nehmen dabei für kurze Zeit durchaus die Perspektive potenzieller Täter ein: Welchen Eindruck machen die Häuser? Steht vielleicht ein teures Auto davor? Sieht man irgendwo gekippte Fenster, Balkon- oder Terrassentüren? In 95 bis 97 Prozent steigen die Täter über diesen Weg in die Wohnungen ein, weiß Jürgen Engelhardt. Die Fenster und Türen werden hochgehebelt und aufgedrückt. Nur in Ausnahmefällen werden Scheiben eingeschlagen. Und die meisten Einbrüche geschehen nicht nachts, sondern am späten Nachmittag und frühen Abend, also zwischen 15 und 20 Uhr.
Es dauert nicht lange, da entdecken die Polizeibeamten ein offenes Schlafzimmerfenster im Erdgeschoss – im Zweifelsfall die ideale Einladung für einen Täter nach dem Motto "Gelegenheit macht Diebe". Gerade einmal drei bis fünf Minuten dauert ein Wohnungseinbruch im Durchschnitt, wissen die Ermittler. Der Bewohner ist vielleicht gerade in einem anderen Raum oder nur kurz einmal in den Keller gegangen. Das genügt schon.
Im konkreten Fall dauert es ein, zwei Minuten, bis der Bewohner kommt und das Fenster schließen will. Die uniformierten Beamten stellen sich kurz vor, erklären ihren Präventionseinsatz und machen den Bewohner auf das Problem aufmerksam. "Der Aha-Effekt kommt meistens im Laufe des Abends", weiß Polizeidirektor Peter Albrecht aus Erfahrung. Werden die Wohnungsinhaber nicht angetroffen, werfen die Beamten eine Kurz-Nachricht der Polizei mit dem Mängelbericht in den Briefkasten.
Die Beamten wissen, welch gravierende Folgen solche Einbrüche für die Betroffenen oft haben. Diese Folgen gehen meist über den rein materiellen Schaden hinaus. Wenn die eigene Wohnung als persönlicher Schutz- und Rückzugsraum nicht mehr sicher ist, dann nimmt das den Leuten die Lebensqualität und raubt ihnen das Sicherheitsgefühl. "Das trifft die Menschen ins Mark", sagt Peter Albrecht. "Es ist als würden Sie im Freien schlafen."
Umso wichtiger ist es, sich zu schützen. Das fängt schon bei ganz einfachen Sicherheitsvorkehrungen an: etwa immer die Haustüre abzuschließen, auch wenn man nur mal kurz für fünf Minuten aus dem Haus geht. "Zweimal den Schüssel umzudrehen, das kann nicht zu viel sein", findet der Präventionsexperte Jürgen Engelhardt. Er rät auch zur Nachbarschaftshilfe, wenn man mal verreist. Überquellende Briefkästen, Blumen, die die Köpfe hängen lassen, oder ständig herabgelassene Rollläden sollte man tunlichst vermeiden.
Was den technischen Einbruchschutz betrifft, so gibt die Kriminalprävention der Polizei gerne Tipps, die gar nicht mal teuer sein müssen. Ein Anruf im Polizeipräsidium Mannheim lohnt sich allemal: 0621/1741234.