Ladenburg: So gut ist der Einzelhandel auf mehr Einwohner vorbereitet
Von Axel Sturm
Ladenburg. Das waren noch Zeiten, als in den 1960er Jahren 8300 Ladenburger Bewohner in 15 Lebensmittelgeschäften und Krämerläden, acht Metzgereien und 12 Bäckereien ihren Lebensmittelbedarf decken konnten. Die meisten Geschäfte und auch die Ladenburger Milchzentrale waren in der Altstadt angesiedelt. Die Begriffe Versorgungsengpass und Geschäftesterben kannt man damals nicht, denn innerhalb einer 400-Meterzone gab es mindestens eine Metzgerei, eine Bäckerei und ein Lebensmittelgeschäft.
Die Einkaufsstruktur hat sich heute grundlegend verändert. Einen Vollversorger in der Altstadt gibt es seit 15 Jahren nicht mehr. Bäckereien, die in ihren Backstuben Brot und Brötchen backen oder Torten gestalten, findet man in Ladenburg auch nicht mehr. Mit der Metzgerei Schäfer am Marktplatz hat nur eine Metzgerei "überlebt", die noch eine eigene Wurstküche und ein Schlachthaus hat.
Derzeit hat Ladenburg knapp 12.000 Einwohner. 2023, wenn die Häuser der neuen Nordstadt bezogen sind, das Baugebiet Matzengärten abgeschlossen ist sowie Hockenwiese und Martinshöfe etablierte Wohngebiete sind, wird Ladenburg rund 14.000 Einwohner haben.
Auf den Zuzug von rund 2000 Neubürgern hat sich die Stadt eingestellt. In der Weststadt wird die Astrid-Lindgren-Schule erweitert, die Merian Realschule wird vergrößert, die Kapazitäten der Betreuungseinrichtungen werden derzeit massiv aufgestockt und auch die Sportvereine bereiten sich auf einen Mitgliederzuwachs vor.
Bürgermeister Stefan Schmutz macht keinen Hehl daraus, dass die Anpassung der Infrastruktur an den Einwohnerzuwachs ein Kraftakt ist. "Eine wachsende Stadt braucht auch eine wachsende Verwaltung", sagte er bei der Haushaltsverabschiedung, als Kritik aufkam, weil sich die Personalkosten im Ladenburger Rathaus erhöht hatten.
Doch wie steht es um die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Gütern für den täglichen Bedarf? Müssen dafür mehr Geschäfte angesiedelt werden? Schmutz verneinte auf Nachfrage der RNZ. "Es gibt mit den Nachbargemeinden ein abgestimmtes Einzelhandelskonzept. Ladenburg ist gut ausgestattet und für die Zukunft gerüstet", sagte er. Die jetzige Infrastruktur Einkaufsmöglichkeiten werde ausreichen.
Er hofft, dass die Bürger der Römerstadt ihr Geld vor Ort ausgeben. Eine Statistik der Handwerkskammer vom vergangenen Jahr belegt zwar, dass Ladenburg zu den Kommunen mit der stärksten Kaufkraft im Rhein-Neckar-Kreis gehört, aber ihr Geld geben viele Bürger in auswärtigen Geschäften aus. Auch deswegen wurde vor einigen Monaten ein Gutscheinsystem eingeführt, das fast 30 Betriebe in Ladenburg unterstützen.
Die Einschätzung von Bürgermeister Schmutz, dass Ladenburg für die Zukunft gut aufgestellt ist, bestätigten auch die meisten Verbraucher. Bei einer RNZ-Umfrage am Einkaufszentrum an der Wallstadter Straße waren fast alle Befragten "zufrieden bis sehr zufrieden". "Ich wohne in der Südstadt, für meinen Einkauf benötige ich daher ein Auto", sagte die 73-jährige Maria Maier und regte an, ein City-Bus-System in der Römerstadt zu etablieren.
2007 traf der Gemeinderat eine zukunftsweisende Entscheidung damit, auf dem ehemaligen Bauhofgelände in der Wallstadter Straße ein Einkaufszentrum bauen zu lassen. Zwei Jahre später wurde es eröffnet, ein Edeka-Frische-Markt, eine Aldi-Filiale und ein DM-Drogeriemarkt sind dort angesiedelt. Noch einen Edeka-Lebensmittelmarkt gibt es in der Oststadt am Cornel-Serr-Platz nur wenige Hundert Meter von der neuen Nordstadt entfernt. Die Marktleiterin Sabine Keller freut sich über den Kundenzuwachs in der Nähe. "Es ergeben sich neue Chancen", meinte sie. Ihr Team hat sich schon darauf eingestellt. Sie geht davon aus, dass sie ihren Personalstand deutlich aufstocken muss. "Wir sind vorbereitet", sagte die Marktleiterin.
Außerdem gibt es in Ladenburg noch einen Penny-Markt, einen Norma-Markt, eine Lidl-Filiale und zwei Gemüsegeschäfte in der Altstadt. Aber auch der Unverpackt-Laden in der Hauptstraße bereichert die örtlichen Einkaufsmöglichkeiten. Nicht zu vergessen ist der gut sortierte Wochenmarkt. Händler bieten dort zwei Mal in der Woche ihre Ware an.
Die Versorgung mit Fleisch und Wurstwaren ist auch gesichert. Alle Einkaufsmärkte haben mittlerweile eine "Fleischerei", gleichzeitig sterben in der Altstadt die Metzgereien aus. Bäcker-Filialen stehen in allen Stadtteilen .