Krieg gegen die Hamas: Was wir über den Angriff Israels auf einen Hilfskonvoi in Gaza wissen
Israel hat bei einem Luftangriff auf einen Konvoi sieben Menschen getötet, die Nahrungsmittel im Gazastreifen verteilen wollten. Nicht nur die Hilfsorganisation kritisiert die Attacke scharf. Was über den tödlichen Vorfall bekannt ist und was noch aufgeklärt werden muss.
Der Tod von ausländischen Helfern im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff droht das Land weiter zu isolieren und sorgt für zusätzliche Spannungen mit seinem wichtigsten Verbündeten USA. US-Präsident Joe Biden machte Israel am Dienstagabend (Ortszeit) schwere Vorhaltungen: "Israel hat nicht genug getan, um die Helfer zu schützen, die versuchen, die Zivilbevölkerung mit dringend benötigter Hilfe zu versorgen." Dies sei einer der Hauptgründe, warum die Verteilung humanitärer Hilfe im Gazastreifen so schwierig sei, beklagte Biden in einer schriftlichen Stellungnahme.
Was ist passiert?
In der Nacht von Ostermontag auf Dienstag hat Israel einen Konvoi der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) aus der Luft angegriffen. Dabei sind sieben Mitarbeitende der Organisation ums Leben gekommen.
Gaza-Hilfe _wie funktioniert das? 12.01"Das WCK-Team war in einer konfliktfreien Zone in zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschützten Fahrzeug unterwegs", schrieb die Hilfsorganisation. Der Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert habe. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens verlassen, als sie beschossen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen humanitärer Lebensmittelhilfe entladen, die auf dem Seeweg in den Gazastreifen gebracht worden seien.
Was ist World Central Kitchen für eine Organisation?
World Central Kitchen ist eine Hilfsstiftung, die der aus Spanien stammende Starkoch José Andrés 2010 unter dem Eindruck des verheerenden Erdbebens in Haiti gegründet hat. WCK versorgt seitdem Menschen in Katastrophengebieten auf der ganzen Welt mit Mahlzeiten.Israel Freund und Feind
Das WCK liefert Lebensmittel und bereitet Mahlzeiten für Bedürftige zu. Nach eigenen Angaben hat die Organisation mehr als 42 Millionen Mahlzeiten im Gazastreifen ausgegeben. Auf X erklärte die WCK, dass ihre Teams täglich im gesamten Gazastreifen unterwegs seien, um Essen an Palästinenser zu verteilen. "Unsere mehr als 60 Küchen im südlichen und zentralen Gazastreifen kochen jeden Tag Hunderttausende von Mahlzeiten (...)", so WCK.
Wer ist ums Leben gekommen?
Die sieben Opfer stammten laut World Central Kitchen aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten – zudem habe eines der Opfer die US-amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. Die Nachrichtenagentur Reuters nennt die Namen der Getöteten:
Saifeddin Issam Ayad Abutaha, 25, Palästinenser.
John Chapman, 57, Brite.
Jacob Flickinger, 33, US-Amerikaner und Kanadier.
Lalzawmi "Zomi" Frankcom, 43, Australierin.
James Henderson, 33, Brite.
James Kirby, 47, Brite.
Damian Sobol, 35, Pole.
Was sagt Israels Premier zu dem Vorfall?
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eingeräumt, dass die Hilfskräfte von World Central Kitchen "unbeabsichtigt" getötet worden seien. "Das passiert in Kriegszeiten", sagt Netanjahu in einer Videobotschaft. Der Vorfall werde gründlich untersucht. Israel stehe auch in Kontakt mit den Regierungen der Länder aus denen einige Tote stammten. "Wir ... werden alles tun, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert."Israel getötete Gaza-Helfer
Was sagt Israels Armee zu dem Angriff?
Israels Generalstabschef Herzi Halevi bezeichnete den Luftangriff, bei dem mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet wurden, als "schweren Fehler".
"Der Angriff wurde nicht in der Absicht durchgeführt, den WCK-Helfern zu schaden. Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung folgte – in der Nacht während eines Krieges unter sehr komplexen Bedingungen. Das hätte nicht passieren dürfen", sagte Halevi in der Nacht zum Mittwoch in einer Videostellungnahme. Dies habe eine vorläufige Untersuchung ergeben. Ein unabhängiges Gremium werde den Vorfall gründlich untersuchen und "in den nächsten Tagen" abschließen. Die Armee werde aus den Schlussfolgerungen lernen "und sie sofort umsetzen", sagte der israelische Generalstabschef und drückte sein Bedauern aus.
Was wissen wir noch nicht?
Wie konnte es dazu kommen, dass der Luftangriff trotz Kennzeichnung der Fahrzeuge und Ankündigung des Konvois bei der IDF befohlen und durchgeführt wurde? Welche Konsequenzen hat der Luftangriff auf die internationale Solidarität mit dem von der Hamas angegriffenen Land? Die internationalen Reaktionen fallen jedenfalls ungewöhnlich deutlich aus.
Mangelnde Disziplin und Eigenmächtigkeit israelischer Kommandeure im Gazastreifen sind laut einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" der Grund für den tödlichen Angriff auf ausländische Helfer. An dem Vorfall beteiligte Kommandeure und Streitkräfte hätten gegen Anweisungen und Regeln gehandelt, schrieb das Blatt am Mittwoch unter Berufung auf Militärkreise. Koordinierungsprobleme zwischen der Armee und der Hilfsorganisation World Central Kitchen seien dagegen nicht der Grund für den tödlichen Angriff gewesen. Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, man prüfe die Berichte.
Quellen: DPA, AFP, World Central Kitchen zum Angriff in Gaza, "BBC" zu James Kirby, Reuters zu allen Getöteten, "The Independent" zu Zomi Frankcom.