Wegen Boykott-App : Antisemitismus-Vorwurf: SWR trennt sich von Moderatorin Helen Fares
Der Südwestrundfunk zieht Konsequenzen aus den Vorwürfen gegen Helen Fares und entbindet die Moderatorin von ihren Aufgaben. Fares hatte auf ihrem privaten Instagram-Account zu einem Boykott israelischer Produkte aufgerufen und eine App dafür empfohlen.
Der öffentlich-rechtliche Sender SWR hat die Moderatorin Helen Fares, 29 Jahre alt, von ihren Aufgaben entbunden. Fares hatte zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen. Helen Fares habe "wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert", erklärte der Sender am Montag in Stuttgart in einer Stellungsnahme. Sie werde deshalb nicht mehr das digitale Dialog-Format "MixTalk" des SWR moderieren.Helen Fares 12.09
Fares hatte bei Instagram unter anderem ein Video gepostet, in dem sie ihren knapp 100.000 Followern eine App empfahl, mit der man im Supermarkt israelische Produkte erkennt – um sie dann zu boykottieren. Als Beispiel erwähnte Fares die Schokomilch von Alpro. "Es stellt sich heraus, dass der Eigentümer von Alpro in israelische Start-ups und in die israelische Wirtschaft investiert", sagte Fares. Danone, das Unternehmen hinter Alpro, wurde von dem Juden Daniel Carasso gegründet. 1941 floh Carasso aus Frankfurt in die USA, um sich vor den Nazis in Europa zu schützen und so sein Leben zu retten.
SWR: Helen Fares ließ Neutralität vermissen
Der Sender hatte Fares nach eigenen Angaben darauf hingewiesen, "dass für Moderatorinnen und Moderatoren eines Debattenformats zum Schutz der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung eine Pflicht zur Neutralität gelte", hieß es in der Erklärung. "Diese Neutralität ließ Frau Fares in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen."Helen Fares 12.09
Der SWR habe klare Regeln für den Umgang mit Äußerungen in den sozialen Medien, erklärte der Sender. "Auch wenn Journalistinnen und Journalisten selbstverständlich eine politische Meinung haben können, darf die Unabhängigkeit des SWR und jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedes einzelnen Mitarbeiters durch Social-Media-Aktivitäten nicht beeinträchtigt oder in Zweifel gezogen werden", hieß es in der Erklärung. "Diesen Grundsatz sieht der SWR im konkreten Fall verletzt."
Auch in weiteren Beiträgen auf ihrem Instagram-Account kritisierte sie die israelische Regierung und bezeichnete Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als "faschistisch".