Erstes Todesopfer: Über 100 Schülerinnen im Iran vergiftet
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Im Iran geht die Welle der Giftanschläge auf Schulen weiter. Alleine am Sonntag mussten über 100 Schülerinnen ins Krankenhaus. Nun ist ein Todesopfer zu beklagen. Über 100 Schülerinnen im Iran mussten aufgrund von Vergiftungen am Sonntag in ein Krankenhaus gebracht werden, berichtet die Organisation "Human Rights Activists News Agency" (HRANA) mit Sitz in den USA. 24 von ihnen befinden sich demnach in einem kritischen Zustand. Außerdem ist der 16-jährige Kurde Karo Pashabadi gestorben – drei Wochen, nachdem er Opfer eines Giftgasanschlags wurde, schreibt der Sender Iran International. Offiziell ist Pashabadi der erste Tote infolge der Vergiftungen.Ziel der Anschläge am Sonntag waren dem HRANA-Bericht zufolge sechs Schulen im kurdischen Saqqez. Die Stadt ist der Heimatort der Kurdin Jina Mahsa Amini, deren Tod in Polizeigewahrsam 2022 die größten Proteste im Iran seit Jahrzehnten auslöste. Angehörige beklagen fehlende AufklärungSeit über vier Monaten sorgt eine mysteriöse Welle von Vergiftungen im Iran für Unruhen. Dreiviertel der betroffenen Schulen sind Mädchenschulen, berichtet HRANA in einer Erhebung Anfang März. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Offiziell verzeichnen die Behörden mehr als 13.000 Verdachtsfälle.Berichten zufolge sollen schon mehrfach Schülerinnen infolge der Anschläge gestorben sein, ihre Familien vom Regime aber bedroht worden sein, nicht öffentlich darüber zu reden. Der 16-jährige Pashabadi könnte damit nur der erste bekannte Tote sein.Nach Schulferien häufen sich Vergiftungsfälle wiederAngehörige beklagen die fehlende Aufklärung. Mehr als vier Monate nach den ersten Fällen hätten die Sicherheitsbehörden noch immer keine Erklärung für die Vergiftungen geliefert, wie die Zeitung "Etemad" unter Berufung auf iranische Abgeordnete berichtet. In den letzten Wochen wurden zudem Fälle bekannt, in denen Inhaftierte während Verhören vergiftet worden sein sollen. Aktivistinnen und Journalisten verdächtigen das Mullah-Regime, hinter den aktuellen Anschlägen an den Schulen zu stecken oder die Täter zu unterstützen.Die Eltern der Betroffenen werfen den Behörden Versagen vor. Aus Sorge lassen viele Familien ihre Kinder bereits vor den Neujahrsferien nicht mehr zur Schule gehen. Vergangene Woche wurden nach den Ferien rund um das persische Neujahrsfest direkt mit Schulbeginn wieder Dutzende Fälle gemeldet.Die Vorfälle setzen die iranische Regierung weiter unter Druck. Proteste nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam lösten in Teheran im vergangenen Herbst die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten aus. Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache an den Protesten.